Národní jednota a co po ní? : národ a nacionalismus ve 20. století

Der Text von A. Gjuričová bietet zunächst eine grundlegende Übersicht von Denkrichtungen und Theorien über Nation und Nationalismus. Außerdem bietet er eine bestimmte Deutung der Begriffsentwicklung, die die Nationalität im tschechischen (gegebenenfalls mitteleuropäischen) Milieu und deren politische Instrumentalisierung betrifft. Zu einer der einflussreichsten Interpretationen der Geschichte des Nationalismus ist nach Ansicht der Autorin das Werk Nationen und Nationalismus seit 1780 von Eric J. Hobsbawm geworden, obwohl sie zugleich auch die große Bedeutung der Theorien E. Gellners erwähnt. Für das tschechoslowakische (tschechische) Milieu ist im 20. Jahrhundert die Auffassung der "nationalen Einheit" typisch, obwohl es auch andere, alternative Konzepte gab (die "katholische" Auffassung, die einige Intellektuellen in den 20er und 30er Jahren teilten), und obwohl von dieser Einheit manchmal einige Gruppen der Bevölkerung ausgeschlossen wurden. Dieses Konzept wurde in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts erst in den 70er und 80er Jahren vom Dissent im Rahmen der Debatten, welche die nationale Geschichte zum Thema hatten, problematisiert. In dieser Tradition kann man auch das Dokument der Charta 77 "Recht auf die Geschichte" sehen. Durch den Zerfall der UdSSR gelangte die Problematik des Nationalismus in eine neue Phase und bekam neue Formen. In der Gegenwart kann man eine dieser Formen an den Diskussionen zum Begriff des "nationalen Gedächtnisses" beobachten.